Der Kongress beginnt erst

Vom 20.-22.02.2014 fand der kubanische Gewerkschaftstag statt



kubanischer Gewerkschaftsdachverband CTC

Seine Delegierten sind am 22. Februar 2014 an ihre Arbeitsstellen zurückgekehrt, aber anders als man meinen könnte, ist der 20. Kongress des kubanischen Gewerkschaftsverbandes CTC (Central de Trabajadores de Cuba) damit noch keine Vergangenheit. Er tritt vielmehr in eine weitere, entscheidende Phase, in der die Beschlüsse umgesetzt und die Leitdokumente wie das neue Statut angewandt werden.


Das Wichtigste wird aber sein, die Arbeit der Organisation zu intensivieren, anhand der gefassten Analysen, der Tausenden von Wortmeldungen und der Handlungsorientierungen, die bis ins Detail ausgearbeitet wurden. Wenn man mich fragen würde, was der wichtigste Aspekt dieser bedeutenden Versammlung der kubanischen Arbeiter war, dann würde ich keinen Moment zögern und den ausgeprägten demokratischen Geist nennen, der die Debatte über die ganze Bandbreite von Themen und Fragestellungen prägte. Ich könnte auch die – um sie mal so zu nennen – mutigen Meinungsäußerungen anführen, die im Zuge einer kritischen Betrachtung den Blick auf den Zustand unserer eigenen Organisation schärften.

Ein Beweis dafür war das Vorspiel zur Plenarabstimmung über die neuen Statuten. Während viele – und ich schließe mich hier ein – noch dachten, es sei nur ein schlichtes Armheben und Dafürstimmen zu erwarten, sah die Wirklichkeit anders aus. Eine große Zahl an Vorschlägen, wie dieses Leitdokument zu ändern sei, wurden gemacht und einige Abschnitte dementsprechend nach einer angemessenen und gerechten Überprüfung verändert. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass dieses Mal nicht mehr jene trügerische Einstimmigkeit herrschte, die der General Raúl Castro so sehr kritisiert hatte.

Viele Veränderungsvorschläge wurden mit einfacher Mehrheit und nicht mit 100 % Zustimmung beschlossen. Allein die Zahl von achtzehn Treffen zwischen zentralen Leitungsgremien staatlicher Institutionen und den Delegierten der entsprechenden Gewerkschaften rechtfertigt an sich schon die Mobilisierung von 1400 Menschen aus dem ganzen Land – ganz unabhängig vom außergewöhnlichen Wert der restlichen Arbeitssitzungen.

Mir stieß dabei die große Zufriedenheit derer ins Auge, die an ihnen teilnahmen, egal auf welcher der beiden Seiten. Ganz ohne Zurückhaltung konnten die zentralen Fragen eines jeden Wirtschafts- und Dienstleistungsbereichs angesprochen werden, mit großer Genauigkeit und viel Detailkenntnis. Der Umgangston war kollegial und respektvoll gegenüber abweichenden Meinungen. Eine Vielzahl an Problemen wurden erörtert, aber im Mittelpunkt standen immer Fragen mit direktem Bezug auf die Arbeiter und ihre Arbeitswelt.

Wo keine sofortige Antwort gegeben werden konnten, nahmen sich die staatlichen Leitungsgremien Aufgaben mit nach Hause. In den Arbeitsgruppen erörterten die Kongressteilnehmer die Erfolge, Schwierigkeiten und Mängel in der gewerkschaftlichen Arbeitsweise, die Rolle der Arbeiter in den Veränderungen und der Stärkung der Wirtschaft, die Vertretung und Verteidigung der Rechte der Mitglieder und die politische und ideologische Arbeit.

Über die strategische Bedeutung der bearbeiteten Themen hinaus skizzierten die auf der Grundlage prägnanter einleitender Referate eingereichten Wortmeldungen den Weg, auf dem der Aufbruch zu gestärkten und glaubhaften Gewerkschaften gelingen kann. Aus nachvollziehbaren Gründen standen wirtschaftliche Fragen im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Delegierten und geladenen Gäste empfingen Informationen aus erster Hand über den Verlauf der Anwendung der Leitlinien. Richtig so, denn schließlich halten die Arbeiter die Urquelle aller Wertschöpfung in den ihren Händen.

Nun obliegt es den Delegierten und Gästen, die anderen Mitglieder ihrer Arbeitskollektive über die auf diesem wichtigen Treffen besprochenen Themen zu informieren, denn das Besprochene sollte nicht hinter den geschlossenen Wänden des Kongresszentrums bleiben. Der unschätzbar wichtige Multiplikationseffekt muss über die Ausstrahlungskraft der Medien noch hinausgehen und hängt vom Einsatz jedes einzelnen Kongressteilnehmers ab. Aus vielerlei Gründen muss der Kongress weitergehen, denn das Entscheidende ist die Umsetzung des auf einer Unzahl von Treffen, Versammlungen und Sitzungen theoretisch Besprochenen in die Praxis - vor allem an der Basis, dort, wo das Herz der Gewerkschaft schlägt.

Der 20. Gewerkschaftstag der CTC hat vor allem – und das ist das Wichtigste – die unverwüstliche Einheit der kubanischen Arbeiter unterstrichen, und ihren Willen, die Revolution und ihre Errungenschaften immer zu verteidigen, im Sinne eines prosperierenden und nachhaltigen Sozialismus voranzukommen. "Ich denke, wir haben einen ausgezeichneten Arbeiterkongress erlebt, der die Marschroute für die Zukunft der kubanischen Gewerkschaftsbewegung festgezurrt hat, denn die analysierten Sachverhalte stehen in sehr enger Beziehung zur Rolle der CTC und seiner Einzelgewerkschaften im weltanschaulichen, politischen und wirtschaftlichen Fortgang der Revolution." (Heeresgeneral Raúl Castro Ruz, Erster Parteisekretär und Präsident des Staats- und Ministerrates in der Abschlussveranstaltung des 20. Kongresses der Zentrale der Arbeiter Kubas (CTC).)

cuba kompakt Ramón Barreras Ferrán
Quelle: Trabajadores
(Übersetzung: Tobias Kriele)

Cuba kompakt, 15.04.2014