Symbol des Internationalismus

Henry Reeve, dessen Name durch die Einsätze kubanischer Ärztebrigaden in aller Welt bekannt wurde, starb am 4. August 1876 im Alter von 26 Jahren im Einsatz für die Befreiung Kubas von der spanischen Kolonialherrschaft.

Der im New Yorker Stadtteil Brooklyn geborene Reeve hatte sich mit 19 Jahren freiwillig gemeldet, um in dem am 10. Oktober 1868 von Carlos Manuel Céspedes begonnenen und zehn Jahre dauernden ersten Unabhängigkeitskrieg unter den Generälen Máximo Gómez und Antonio Maceo für Kubas Souveränität zu kämpfen. Auf der Insel gilt Henry Reeve, der den Kubanern nicht von außen ungebeten Ratschläge erteilte, sondern sich den "Mambises" genannten Freiheitskämpfern unter Einsatz des eigenen Lebens anschloss, als Beispiel für selbstlosen Internationalismus.

Briefmarke zum 100. Todestag Henry Reeves

Briefmarke zum 10.. Todestag




In den USA hatte Henra Mike Reeve Carroll, wie sein vollständiger Name lautete, sich bereits als Jugendlicher der Bewegung gegen die Sklaverei angeschlossen und sich im Bürgerkrieg auf Seiten der Nordstaaten engagiert. Der Mord an Präsident Abraham Lincoln, im Jahr 1865 verstärkte seine Abscheu gegen die Sklavenhalter. Als der Gutsbesitzer Carlos Manuel Céspedes, der mit Beginn des Unabhängigkeitskrieges auch die Abschaffung der Sklaverei in Kuba zu dessen Ziel erklärt hatte, am 10. April 1869 zum Präsidenten der im Untergrund gebildeten "Republik der Waffen" gewählt wurde, suchte Reeve den Kontakt zu revolutionären Exilkubanern in New York. Gut einen Monat später landete er mit anderen Freiwilligen auf der Insel, wurde aber bereits zwei Wochen später von Soldaten der Kolonialmacht ergriffen. Die Spanier ließen alle Gefangenen erschießen und zogen weiter. Henry Reeve, der von dem Exekutionskommando nur verwundet worden war, wurde von "Mambises" gefunden und in deren Truppen integriert.



Von General Ignacio Agramonte erhielt Reeve den Spitznamen "Enrique al Americano", wurde später aber unter dem Namen "El Inglesito" (der kleine Engländer) überall auf der iNsel bekannt. Unter den Generälen Máximo Gómez, Antonio Maceo und anderen Offizieren der Unabhängigkeitskämpfer beteiligte Reeve sich an mehr als 400 Kommandoaktionen und wurde – nachdem er verschiedene militärische Ränge durchlaufen hatte – am 10. Dezember 1873 selbst zum Brigadegeneral befördert. "Reeve vereint Mut, Rechtschaffenheit und Ernsthaftigkeit. Deshalb haben seine Soldaten einen tiefen Respekt vor ihm", charakterisierte Máximo Gomez den noch jungen Mitstreiter. Als Henry Reeve am 4. August 1876 in der Schlacht vonYaguaramas in der heutigen Provinz Cienfuegos mit seinen Leuten in einen Hinterhalt der Spanier geriet und dabei mehrfach schwer verwundet wurde, erschoss er sich mit der letzten Kugel aus seinem Revolver, um den Feinden nicht lebend in die Hände zu fallen. "Er wurde nur 26 Jahre alt. Sieben davon hatte er in der Befreiungsarmee verbracht", würdigte das Zentralorgan der Kubanischen Kommunistischen Partei "Granma" am 4. August 2011 den Einsatz des US-amerikanischen Internationalisten aus Anlass seines 125. Todestages.

Nach Henry Reeves Tod schrieb eine Gruppe kubanische Patrioten an dessen Mutter Maddie Carroll: "Er kam als junger Kämpfer der Freiheit in unser Land, mit keinem anderen Ziel, als uneigennützig für die Unabhängigkeit Kubas zu kämpfen, das er seither als sein Heimatland angenommen und geliebt hat". Henry Reeve wurde zu einem Symbol für Internationalismus und Uneigennützigkeit und deshalb zum Namensgeber der auf weltweite Einsätze gegen die Folgen von Katastrophen und Epidemien spezialisierten medizinischen Brigaden Kubas.

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Unsere Zeit, 22.05.2020