Aufruf für Ana Belén

Puertoricanische Whistleblowerin schwer erkrankt.

Ana Belén Montes

Politische Gefangene der USA: Ana Belén Montes
Foto: Wikipedia Commons/Office of the National Counterintelligence Executive, ODNI

In der weltweiten Kuba-Solidaritätsbewegung kursiert in diesen Tagen ein Aufruf des Kubaners René González, die aus Puerto Rico stammende politische Gefangene Ana Belén Montes zu unterstützen. Belén wurde 2001 in Washington verhaftet und im Jahr darauf zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Kuba mit Interna des militärischen US-Geheimdienstes »versorgt hat, um seine Bevölkerung vor Aggressionen der USA zu schützen«.

So schreibt González, der als einer der fünf Aufklärer der »Cuban Five« selbst 15 Jahre in den Vereinigten Staaten inhaftiert war. Sorge hatte Ende Oktober bei Beléns Unterstützern die Nachricht ausgelöst, die Whistleblowerin sei an Krebs erkrankt. González ruft nun dazu auf, der »mutigen Puertoricanerin«, die sich derzeit von einer ersten Operation erhole, durch Solidaritätßchreiben »eine kraftvolle Botschaft in ihre Zelle« zu übermitteln.

Bei Belén wurden vier Brustkrebs­tumore festgestellt, von denen die ersten beiden kürzlich entfernt wurden. Wie ihre in Puerto Rico lebende Cousine Miriam Montes danach mitteilte, sei Belén bereits in den Hochsicherheitstrakt des Gefängniskrankenhauses Carswell zurückverlegt worden. Dort war sie lange Jahre völlig isoliert. Ihre Haftbedingungen wurden jedoch zwischenzeitlich gelockert, nicht zuletzt auch wegen der seit vergangenem Jahr einsetzenden internationalen Solidaritätskampagne für die »Gefangene aus Gewissensgründen«.

Ihre Mutter konnte nun mit ihr sprechen und teilte mit, es gehe ihrer Tochter den Umständen entsprechend gut. Nach Entfernung der beiden Tumore sei klar, daß weder Lymphknoten noch andere Organe von Metastasen befallen sind. Statt einer Chemotherapie werde ihre Tochter zunächst mit einer Hormontherapie behandelt. Sie dürfe sich in ihrer Zelle »so viel wie möglich ausruhen«, und die mit ihr im Spezialtrakt eingesperrten Frauen hätten sich gleich nach ihrer Rückkehr sehr herzlich um sie gekümmert.

Montes ergänzte, selbst schreiben könne ihre Cousine im Moment nicht, sie könne jedoch regelmäßig mit ihrer Mutter telefonieren. Zur seelischen Stärkung habe sie Ana einige »aus verschiedenen Ecken der Welt« eingegangenen Solidaritätsschreiben übersandt. Dazu Kopien der an Barack Obama gerichteten Petitionen, mit denen Tausende den scheidenden US-Präsidenten auffordern, am Ende seiner Amtszeit von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen und die Whistleblowerin freizulassen.

Vermittelt habe sie ihrer Cousine auch den Erfolg der Lesung »35 Stunden Gedichte für Ana Belén Montes und Oscar López Rivera«, die die Unabhängigkeitsbewegung im Oktober gegenüber dem US-Bundesgerichtsgebäude im Zentrum der puertoricanischen Hauptstadt San Juan veranstaltet hatte. Ihr Name sei nun in aller Munde und ihr Gesicht auf Plakaten, Stickers und T-Shirts zu sehen. Sie werde »dafür geehrt, dass sie ihre Freiheit für die Solidarität mit der Nachbarinsel geopfert« habe. Das mache sie in Puerto Rico zu einer Frau, mit deren Mut sich viele identifizierten, ähnlich wie mit Lolita Lebron, der legendären Kämpferin für Unabhängigkeit und Frauenrechte, die 25 Jahre in US-Gefangenschaft eingekerkert war und sich ebenfalls nicht hatte brechen lassen.

Die Solidaritätsbewegung für Ana Belén Montes wächst, am stärksten in Kuba und Puerto Rico wie überhaupt in Lateinamerika, aber auch in den USA. In Europa ist die an die Öffentlichkeit tretende Solidarität noch auf Frankreich und Persönlichkeiten wie die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan-Maguire beschränkt. Für die Kuba-Solidarität in der BRD besteht indes Hoffnung, dass der Appell von René González stärkere Aktivitäten für die Compañera Ana auslösen wird.

Postanschrift von Ana Belén Montes:
Ana Belén Montes
# 25037-016
FMC Carswell
P.O. Box 27137
Fort Worth, TX, 76127, USA

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Jürgen Heise
Junge Welt, 09.11.2016