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Gemeinsame Wurzeln

Internationale Buchmesse in Kuba: Gastland ist Ecuador. Dessen Präsident Correa rechnet mit Zerstörungen durch die neoliberale Wirtschaftspolitik ab.

Mit einer feierlichen Zeremonie wird am heutigen Donnerstag im Hof der historischen Festungsanlage Fortaleza de San Carlos de la Cabaña an der Hafeneinfahrt Havannas die »23. Internationale Buchmesse Cuba 2014« eröffnet. Zehn Tage lang wird die kubanische Hauptstadt zum Zentrum für literaturinteressierte Besucher aus Kuba und aller Welt. Das Kultur- und Volksfest bietet außer in der Festungsanlage auch in Dutzenden weiterer Veranstaltungsorte der Stadt, wie zum Beispiel dem Pabellón Cuba, der Casa de las Américas und der Casa del Alba Cultural, Hunderte unterschiedliche Präsentationen, Lesungen und Diskussionsforen an. Nach der Abschlußveranstaltung in den Cabañas am 23. Februar wird die Messe bis zum 9. März in den Provinzhauptstädten des Landes gezeigt, um das umfangreiche literarische und kulturelle Angebot auch der dortigen Bevölkerung zugänglich zu machen.

Gewidmet wurde die diesjährige Buchmesse, die wie immer unter dem Motto »Lesen heißt wachsen« (Leer es crecer) steht, der Schriftstellerin und Trägerin des Nationalpreises für Literatur 2011, Nersys Felipe Herrera, und dem Nationalpreisträger für Sozialwissenschaften des Jahres 2008, dem Historiker Rolando Rodriíguez García. Die geschichtliche Ehrung gilt in diesem Jahr der am 23. März vor 200 Jahren in Camagüey geborenen kubanisch-spanischen Dramatikerin und Schriftstellerin Gertrudis Gómez de Avellaneda. Mit Ecuador als diesjährigem Gastland (siehe unten) unterstreichen die Veranstalter die gemeinsamen kulturellen Wurzeln und die Integration der lateinamerikanischen und karibischen Völker auch in der Literatur.

Auf einer Fläche von 3123 Quadratmetern präsentieren 153 Aussteller aus über 30 Ländern Lateinamerikas, der Karibik und Europas ihr Angebot in der alten Festung. Aus der Bundesrepublik beteiligen sich verschiedene linke Verlage und Kuba-Solidaritätsgruppen, die dort auch ihre unterschiedlichen Projekte vorstellen. Die Frankfurter Buchmesse ist mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Wie der Vizepräsident des Kubanischen Buchinstituts (ICL), Juan Rodríguez, mitteilte, haben die Verlage seines Landes für die diesjährige Ausstellung insgesamt 414 Titel in einer Auflage von insgesamt 2,5 Millionen Exemplaren drucken lassen. Dazu kommen weitere 97 Ausgaben von Kleinverlagen, die in geringerer Auflage von speziellen Interessengruppen herausgegeben werden. Um deren Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen, seien in Kuba 32 Titel von Autoren des Gastlandes Ecuador aufgelegt worden. Von den Texten der Literaturnationalpreisträgerin Nersys Felipe Herrera seien 16 Werke in größerer Auflage nachgedruckt worden. Die aus Anlaß der Buchmesse publizierten Neuerscheinungen und neu aufgelegten älteren Werke werden außer auf dem Ausstellungsgelände und den anderen Veranstaltungsorten auch in 21 kooperierenden Buchhandlungen von Havanna zu günstigen Preisen in CUP, der nationalen Währung Peso Cubano, verkauft.

Laut ICL-Vizepräsident Rodríguez hatten bis Ende Januar bereits 160 ausländische Autoren und Persönlichkeiten ihre Teilnahme zugesagt. Unter zahlreichen anderen prominenten Gästen wird der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, sein Werk »Ecuador: Von der Bananenrepublik zur Nicht-Republik« (Ecuador: De Banana Republic a la no República), eine Analyse und Abrechnung mit den zerstörerischen Auswirkungen der früheren neoliberalen Wirtschaftspolitik in seinem Land, präsentieren. Aus Frankreich reist der im dortigen Exil lebende kolumbianische Autor Hernando Calvo Ospina an, einer der Referenten auf der von junge Welt veranstalteten Rosa-Luxemburg-Konferenz im Jahr 2013. Der in Cali geborene Journalist war 1985, als er in Quito (Ecuador) studierte, von kolumbianischen und ecuadorianischen Geheimdienstagenten verschleppt und monatelang in Kolumbien ohne Prozeß im Gefängnis festgehalten und gefoltert worden. In Havanna stellt Ospina sein neuestes Buch »Calla y Respira« (Sei still und atme tief: Überlebenskampf eines kolumbianischen Journalisten) vor.

Prominentester Vertreter aus Deutschland ist Hans Modrow, der letzte Ministerpräsident der DDR. Der Vorsitzende des Ältestenrates der Partei Die Linke stellt am Freitag die spanische Übersetzung seines Buches »Die Perestroika – Wie ich sie sehe« vor. Wegen des Modernisierungsprozesses der Wirtschaft und des sozialistischen Gesellschaftsmodells stoßen die persönlichen Erfahrungen und Analysen Modrows in Kuba auf besonderes Interesse. Auf seinem Programm steht unter anderem auch die Übergabe des Nachlasses von Tamara Bunke an den kubanischen Staat im Rahmen einer Veranstaltung des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP).

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 13.02.2014