Por la Vida

mediCuba – Europa.
Eine Organisation blickt auf 20 erfolgreiche Jahre der Solidarität mit Cuba zurück.

Vom 21.10.–22.10.2017 feierte MediCuba-Suiza den 25. Geburtstag und mediCuba-Europa (MCE) den 20. Jahrestag in Ascona (Schweiz). Parallel dazu hatten die beiden verschwesterten Organisationen noch Vorstands- und Mitgliederversammlungen angesetzt.


Vortrag von mediCuba
Vortrag von mediCuba
Foto: Klaus Piel


Beide Solidaritätsgruppen blicken ja auf eine lange und erfolgreiche Zeit guter Zusammenarbeit mit Kuba zurück, wobei neben der strategischen materiellen Unterstützung für das kubanische Gesundheitswesen auch immer die politische Solidarität mit der sozialistischen Insel einen wichtigen Raum einnahm und einnimmt.

MediCuba-Europa hat ja in Deutschland einen guten Namen und findet gerade auch bei dem aktuellen Gesundheitsprojekt bei uns große Unterstützung. Hier geht es angesichts alter und neuer Seuchen wie Zika und Ebola um die Förderung der mikrobiologischen Diagnostik durch den Ausbau bisheriger Einrichtungen und die Schaffung zweier neuer Diagnosezentren in Santiago de Cuba und in Villa Clara. Es handelt sich um ein Projekt mit einer Projektsumme von etwa 2,5 Millionen € bei einer Laufzeit von 5 Jahren. Wie sich bei der MV herausstellte, läuft die Mittelbeschaffung in den 14 Ländern, in denen mediCuba-Europa durch Mitgliedsgruppen vertreten ist, noch etwas schleppend an. Hier sind weitere und größere Anstrengungen notwendig. Während die Schweiz und Schweden für dieses Jahr jeweils 80.000 Euro€ zur Verfügung stellten, kamen aus Deutschland bisher "nur" etwa 20.000 Euro, wobei die HCH als deutscher Repräsentant von MCE dabei schon an die Reserven ging.

Aus Kuba waren angereist Dr. Agustin Lage, der Direktor des CIM (Centro de Inmunologia Molecular, Zentrum für molekulare Immunologie), Dr. Jorge Pérez, ehemaliger Direktor und derzeitiges Vorstandsmitglied des IPK (Instituto Pedro Kouri, wichtigster Kooperationspartner im aktuellen Projekt, vergleichbar mit dem Robert Koch Institut bei uns), der Neurochirurg Dr. Nelido Gonzales vom Nationalen Institut für Onkologie und Radiobiologie aus Havanna und die Filmemacherin Niurka Dámarys Rodríguez mit ihrem Film "Por la vida", ein bewegender Dokumentarfilm über die Brigade Henry Reeve und ihren Ebola-Einsatz in Westafrika. Die einleitenden Worte der Regisseurin, die die kubanischen Ärzte nach Westafrika begleitet hatte, waren eine so wunderbare Mischung aus politischem Bewusstsein und Emotionalität, ähnlich wie der ganze Film, dass schnell die Idee aufkam, sie mit dem Film nach Deutschland für eine neue Rundreise einzuladen. Wenn man bedenkt, dass der an Ebola erkrankte kubanische Arzt Félix Báez Sarría nach Zürich in eine Spezialklinik ausgeflogen und dort von dem eingeflogenen Leiter des IPK Jorge Pérez mitbetreut und dann wieder nach Kuba begleitet wurde, ist es vielleicht nicht verkehrt, auch ihn einzuladen, um den Bogen zur Mikrobiologie in Kuba und dem aktuellen MCE-Projekt zu schlagen und weitere Gelder leichter requirieren zu können.

Der Vortrag von A. Lage ging auf die Forschungsarbeit, die Entwicklung, die Produktion und angestrebte weltweite Vermarktung von Impfstoffen, Krebsmedikamenten etc. ein. Bemerkenswert, wie er die soziale Verantwortung seiner Arbeit immer wieder in den Vordergrund stellte und z. B. darauf hinwies, dass die USA zwar schon einige Jahre früher als Kuba einen Impfstoff gegen Hepatitis B entwickelt hatten, aber in Kuba durch die Impfungen für alle Hepatitis B inzwischen quasi ausgerottet ist, während die ansteckende Leberentzündung in den USA und auch in den europäischen Ländern immer noch ein großes Problem darstellt. Und er wagte die Prognose, dass die Immuntherapie in zehn Jahren von einem derzeitigen Anteil von drei % an der gesamten medikamentösen Krebstherapie auf 60 Prozent hochschnellen würde. Und Kuba ist führend in der mikrobiologischen Forschung durch frühzeitige Weichenstellungen und Förderungen (Gracias ŕ Fidel) und durch die gezielte, wenn auch bescheidene Hilfe, die Organisationen wie mediCuba strategisch leisten.

Dr. Pérez hob in seinem Vortrag noch einmal die Bedeutung der molekularen Diagnostik hervor, die breiter und moderner in Kuba eingeführt werden müsste, um spezielle Herausforderungen wie Dengue, Zika und Chikungunya u. a. m. zu meistern. Und natürlich lieferte er zahlreiche epidemiologische Daten und Strategien zur Prophylaxe und zur Seuchenüberwachung.

Mit einer Hommage gedachten die Versammelten abschließend an den viel zu früh verstorbenen Christian Joerdi, Mitbegründer von MediCuba-Suiza und langjähriger grandioser Vorsitzenden von MediCuba-Europa, und an sein italienisches Pendant Roberto Foresti. Ihr Lebenswerk war ein immerwährender Einsatz "Por la Vida" und für das sozialistische Kuba, das der Welt jeden Tag zeigt, welche humanitären Erfolge möglich sind, wenn das politische Bewusstsein und der politische Wille vorhanden sind. Eine bessere Welt ist nicht nur denkbar, sie ist auch machbar.

CUBA LIBRE Dr. med. Klaus Piel

CUBA LIBRE 1-2018