Cuba queer

»Mag die korrupte bürgerliche Presse jeden Fehler, den unsere Revolution begeht, in die Welt hinausposaunen. Wir fürchten unsere Fehler nicht. Mit dem Ausbruch der Revolution sind die Menschen nicht zu Heiligen geworden. Jahrhunderte lang unterdrückt und eingeschüchtert, niedergehalten in Not, Unwissenheit und Verwilderung, können die werktätigen Klassen die Revolution nicht durchführen, ohne Fehler zu machen.« (Wladimir Iljitsch Uljanow)

Cuba contra homophobia

Cuba contra homophobia
Foto: CENESEX

Auch in der fortschrittlichsten Herrschaftsform, der Arbeiterdemokratie, kann es zu Fehlentwicklungen kommen, so auch im sozialistischen Kuba. Trotz der Revolution und des Aufbaus des Sozialismus gab es die rückschrittlichen homophoben Gesetze der Batista-Diktatur weiter bis 1979. Erst 1979 wurde Homosexualität auf Kuba legalisiert, allerdings ohne die Homophobie, die weiter wie auch der Machismo wie »Scheiße in den Köpfen« hängen geblieben ist, wirksam zu bekämpfen.

Historisch-kultureller Kontext

Der Comandante en Jefe, der Genosse Fidel, äußerte sich dazu 2010 gegenüber der mexikanischen Zeitung »La Jornada« folgendermaßen:

»Wenn einer verantwortlich ist, dann bin ich es. (…) Es ist wahr, dass ich mich in diesen Momenten nicht um diese Angelegenheit habe kümmern können. (…) Ich ertrank in Arbeit und war befasst mit Krisen, mit Krieg und anderen politischen Fragen.«

Die revolutionäre Regierung hat nach dem Sturz der Batista-Diktatur 1959 nicht angemessen mit dem Thema der Homophobie umgehen können. »Systematische Sabotage und bewaffnete Angriffe ereigneten sich die ganze Zeit, wir hatten so viele und so große Probleme, bei denen es um Leben und Tod ging, dass wir dem Thema gegenüber nicht genügend Aufmerksamkeit haben aufbringen können«. So Fidel weiter.

Die Strafen für Homosexuelle waren hart

Viele sollten in der Landwirtschaft »umerzogen« werden. Für diesen Fehler hat sich Fidel vor fast fünf Jahren entschuldigt. Darüber hört und liest man aber in der bürgerlichen queer-Bewegung der BRD nichts. Noch immer gehen viele Homosexuelle in der BRD davon aus, das Schwule auf Kuba nach wie vor verfolgt würden. Da greift er wieder, der altbekannte Antikommunismus.

Gänzlich gehört die Diskriminierung von Homosexuellen auf Kuba aber noch nicht der Vergangenheit an.

Mariela Castro Espín (Direktorin des Nationalen Zentrums für Sexuelle Erziehung – CENESEX) versucht nicht erst seit heute, »historische Vorurteile« und Tabus zu knacken und engagiert sich vehement für Toleranz gegenüber Homosexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen.

Die Vorurteile und Tabus in der kubanischen Gesellschaft, die noch immer nicht den Machismo gänzlich überwunden hat (aber daran arbeitet) sind historisch und keineswegs Produkte der kubanischen Revolution, wie man es in der westlichen Propaganda immer wieder gern behauptet. Auch hier ist der lange Arm der römisch-katholischen Kirche spürbar und dieser lange Arm reicht noch immer bis ins sozialistische Kuba und auch dort erhebt sich die klerikale Homophobie.

Desinformationspolitik der bürgerlichen Presse

Im Sommer 2010 besuchte die Genossin Mariela Castro Espin zusammen mit dem Genossen Dr. Alberto Roque Guerra die BRD. Dabei gab Alberto der UZ – Unsere Zeit, Wochenzeitung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) – ein interessantes Interview. Unter der Überschrift »Homophobie ist gegen die Prinzipien der Revolution« berichtete er in der Ausgabe vom 13. August 2010 über die Arbeit von CENESEX und das Leben Homosexueller auf Kuba. Zum Schluss erklärte er: »In der Bevölkerung sind Vorbehalte gegen sexuelle Minderheiten immer noch stark. Wir sind davon überzeugt, dass das Individuelle auch politisch ist. Das ist die humanistische Essenz der kubanischen Revolution. In Kuba homophob zu sein, ist gegen die Prinzipien der kubanischen Revolution. Aber Revolution bedeutet Veränderung. Genauso wie die Rechte der Frauen erkämpft werden, werden die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender erkämpft.«

Mariela Castro Espin beim Marsch gegen Homophobie, Havanna, Mai 2014

Mariela Castro Espin beim Marsch gegen Homophobie, Havanna, Mai 2014
Foto: acn

Vom Institut CENESEX sind schon viele fortschrittliche Anstöße ausgegangen!

Gerade im Hinblick auf die juristische, politische und soziale Gleichstellung von Homosexuellen sowie mehr Toleranz gegenüber sexueller Diversität. So gab es auch schon mehrere erfolgreiche Demonstrationen gegen Homophobie – unter anderem in Havanna. In der internationalen, bürgerlichen Presse wurde darüber natürlich kaum berichtet.

Als jedoch sage und schreibe neun Personen, die sich selbst als »Oppositionelle« bezeichneten, 2011 eine Kundgebung in Havanna durchführten, zu der die konterrevolutionäre Bloggerin Yoani Sanchez per Twitter aufgerufen hatte, fanden sie sich gleich umringt von einer ganzen Horde internationaler Pressevertreter. Darüber informierte auch die CUBA LIBRE Ausgabe 3-2011 unter der Überschrift »Marsch der neun schwulen Dissidenten«.

Wie es die bürgerliche Presse mit der Wahrheit nimmt und was sie unter »Pressefreiheit« und »Meinungsfreiheit« versteht, davon konnte sich auch Mariela überzeugen, als sie kurz vor ihrem Besuch der BRD 2010 dem Magazin »DER SPIEGEL« ein Interview gab.

Unter dem Vorwand, über das CENESEX sprechen zu wollen, wurde dabei zu den üblichen sachverhaltsverändernden Kürzungen gegriffen, womit Mariela in Opposition zur revolutionären Führung des Landes gebracht werden sollte (SPIEGEL 29-2010). »Ich habe damit über die Pressefreiheit einiges gelernt«, stellte sie hinterher, bei einem Gespräch mit DKP queer fest.

Die UMAPs

Ein Schwerpunkt von CENESEX sind auch Untersuchungen über Vorkommnisse aus den »Unidades Militares de Ayuda a la Producción« (UMAP), in denen u. a. auch Homosexuelle in den Jahren zwischen 1965 und 1968 Arbeiten in der Landwirtschaft verrichten mussten. Dabei werden Aussagen von Rekruten als auch von Offizieren der Einrichtungen einbezogen, um damit zu einer wahrheitsgetreuen Darstellung dieser Epoche der kubanischen Revolution beizutragen. Die Aufarbeitung, die auch Ausdruck der revolutionären Umbrüche zu Beginn der kubanischen Revolution darstellt, soll heute der Weiterentwicklung des sozialistischen Entwicklungsmodelles dienen und besitzt eine zentrale Bedeutung in der Tätigkeit des Zentrums für Sexualerziehung.

Wenn man im Internet über die UMAP recherchiert, bekommt man eine Gänsehaut. Laut diverser Berichte wurden Homosexuelle »gejagt, verhaftet und viele kamen in den Arbeitslagern zu Tode«. Auch Zeitschriften von bürgerlichen Schwulenvereinigungen sind an der Hetzjagd gegen Kuba beteiligt. Fragt man aber Homosexuelle Kubaner nach den UMAP und den Vorwürfen, schütteln diese nur den Kopf und erklären, dass es sich bei den Lagern um einen Ersatzdienst für die Wehrpflicht – meist in der Landwirtschaft – handelte, da Schwule oder auch Zeugen Jehovas nicht am Militärdienst teilnehmen konnten. Wer also vor dessen Abschaffung nach dem Artikel 490 angeklagt wurde, konnte zu einem Arbeitseinsatz dort verdonnert werden. Eine generelle Einweisung gab es aber genauso wenig wie die heraufbeschworenen Toten.

Weitere Lügen gegen das sozialistische Kuba

Kuba hat bei 11,2 Millionen Einwohnern rund 8.000 HIV-Positive und an AIDS erkrankte. 5.000 hiervon sind Männer, 68 % davon hatten homosexuellen Sex.

Die »Internationale Gesellschaft für Menschenrechte – IGFM« verbreitet immer wieder Horrormeldungen, vor allem über sozialistische Staaten, die leider auch von seriösen Organisationen, wie z. B. der AIDS-Hilfe weiterverbreitet werden.

»In kubanischen Gefängnissen werden die Bedingungen für HIV-Positive und an Aids erkrankte Häftlinge immer lebensbedrohlicher. HIV-positive Häftlinge leben auf Kuba unter menschenunwürdigen Bedingungen. Die infizierten Gefangenen, besonders Homosexuelle, müssten Misshandlungen durch das Gefängnispersonal als auch psychische und physische Folterungen erdulden. (…)«

Auf Kuba gäbe es fünf Gefängnisse, in denen speziell HIV-Infizierte und aidskranke Häftlinge inhaftiert sein sollen: San José de las Lajas, Santa Clara, Camagüey, Holguín und Santiago de Cuba. Es gäbe keine ausreichende medizinische Versorgung, keine HIV-Medikamente, »die Häftlinge müssen mit dem auskommen, was ihnen ihre Familien bringen. (…) mit den schlechten hygienischen Bedingungen und der verdorbenen Nahrung führt die mangelnde medizinische Versorgung zu einem vorzeitigen Tod der Häftlinge «, so die »IGFM« weiter.

Aufgebaut und geleitet wurde diese »Gesellschaft« über Jahrzehnte u.a. durch Iwan Iwanowitsch Agrusow, der verantwortlich für Gräueltaten als Polizist der Hitlergendamerie in Pskow war. Und so arbeitet diese Gruppe bis heute weiter. Antikommunistisch, rassistisch und im Normalfall auch homophob. Es sei denn man kann so gegen das sozialistische Kuba hetzen.

USA finanzieren konterrevolutionäre Queer-Gruppen

Wie auf Kuba konterrevolutionäre Queer-Gruppen finanziert werden, hat WikiLeaks aufgedeckt. Allein für die Beseitigung des LGBT-I Projekts hat die US-Administration 300 000 US$ ausgegeben. So zeigt sich, dass die Arbeit die auf Kuba für die Rechte von queer liebenden und lebenden betrieben wird, die US-Regierung beunruhigt. Der Grund hierfür ist: Es zeigt den politischen Willen der revolutionären kubanischen Regierung, dass Homophobie und Transphobie mit der emanzipierenden kubanischen Revolution nicht in Einklang gebracht werden können.

Dia Mundial contra la Homofobia

Das CENESEX

Die Arbeit von CENESEX wird von mehreren gesellschaftlichen Organisationen und auch der ideologischen Abteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas unterstützt. Nur über einen tiefgreifenden Prozess der kulturellen Änderung der Gesellschaft ist es möglich, Vorurteile abzubauen. Die Änderungen im sozialen Bewusstsein sind kompliziert und nehmen viel Zeit in Anspruch. Aber es gibt den politischen Willen, Änderungen zu ermöglichen. Darum wurde diese pädagogische und kommunikative Strategie gewählt.


Wie gesagt, auch was den Bereich queer angeht, ist das sozialistische Kuba auf einem guten Weg!

CUBA LIBRE Thomas Knecht, Leiter der Kommission DKP queer

CUBA LIBRE 1-2015